Dienstag, 29. September 2015

Kindheitserinnerungen


Wie kann man sich als Nicht-Betroffener ein Leben mit dem Reizdarm vorstellen? Nun, vielleicht kennt Ihr das ja, wenn man vor einer wichtigen Prüfung oder einem Bewerbungsgespräch öfter als gewöhnlich aufs Klo rennen muss. Angst ist ein hervorragendes Abführmittel. Immer dann, wenn der Stresspegel in die Höhe schiesst, reagieren tausende von Nerven in unserem "zweiten Gehirn", dem Darm, und kurbeln die Verdauung plötzlich extrem an. Das ist weit verbreitet und gilt als normal. So habe ich auch schon als Kind auf Schulstress mit Bauchschmerzen und Durchfall reagiert. 
Das ganze setzte sich bei mir allerdings auch bei sogenanntem "positiven" Stress fort: Wenn ein lang ersehnter Kinobesuch anstand oder ein Urlaub. Die Vorfreude und Aufregung kamen unten an, denn mein Bauch erkannte da keinen Unterschied zu "negativem" Stress. Durch Neurodermitiserscheinungen an Armen und Beinen kam ich zum Hautarzt, der eine Allergie auf Zitronensäure und Schokolade diagnostizierte. Unnötig zu sagen, wie frustig das Weihnachten gewesen ist, wenn ich mit Neid auf die Schokitafeln meiner Schwester starrte und grummelnd meine Karamellbonbons lutschte. Klar waren die auch lecker. Aber gegen Schokolade konnten die einfach nicht anstinken. Glücklicherweise machte sich diese Allergie mit den Jahren vom Acker, dummerweise um anderen Platz zu schaffen. Hausstaubmilben waren böse Hustenauslöser, also keine Tiere mit Fell oder Federn, weg mit dem Hamster. (Fische sind doch auch nett. Und so schön bunt.)
Dann einige Jahre im Sommer plötzlich Sonnenallergie.... wieder Juckreiz, wieder mal die Haut. 
Nachdem ich nun viel über die Darmschleimhaut und ihre Flora gelesen habe, weiss ich, dass es einen Zusammenhang zwischen den Schleimhäuten des Körpers und auch der Haut außerhalb gibt. Die Überempfindlichkeiten ziehen sich durch mein Leben, mittlerweile seit 7 Jahren Pollenallergie, mit der ich als Kind nie etwas zu tun hatte, Kreuzallergien mit Haselnüssen und Äpfeln. Laktoseintoleranz. Orangen haben mir schon als Kind eine blutige Zunge beschert. 


Jugendzeit


Mit 18 Jahren hatte ich meine erste Magen- und Darmspiegelung. Aufgrund von nicht näher zu bestimmenden ständigen Beschwerden. Kurz zuvor war ich mit schlimmen Krämpfen im Krankenhaus gelandet, wo eine Bauchspiegelung durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Eingriffe liessen sich wie folgt zusammen fassen: Alles bestens! Super Werte, alles gesund. Der Internist kam zu dem Schluss, dass es "wohl psychosomatisch" sein müsste. Das war das erste Mal dass ich dieses Wort hörte. Die Seele machte also die Schmerzen, die Blähungen, den Dünnpfiff? Ok, das war neu. Ich bekam fortan alle zwei Tage eine Fussreflexzonenmassage. Das waren Schmerzen... Meine Güte, jedes Drücken unter der Fußsohle liess mich innerlich die Wände hochgehen. Der Masseur (älteres Semester und fast taub) meinte, mein komplettes vegetatives Nervensystem sei im Eimer. Vegetativ hatte nichts mit Vegetariern zu tun, erfuhr ich. Nach diesen Sessions hatte ich auch auf dem Klo wirklich keine schöne Zeit. Ich bekam von unserem Hausarzt ein homöopathisches Medikament namens dysto-loges verschrieben. Nach einiger Zeit ging es mir besser und die Reflexzonenmassage war nicht mehr notwendig. Diese Tabletten zur Stärkung des vegetativen Nervensytems habe ich zu einem späteren Zeitpunkt in meinem Leben noch einmal ausprobiert, leider erfolglos.

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